Kontextinformation
Kontextinformation für die Zeitungstitel aus dem DFG-Projekt Die deutschsprachige Presselandschaft im „langen“ 19. Jahrhundert – ein Beitrag zur Digitalisierung überregionaler Tages- und Wochenzeitungen aus Berlin und dem deutschen Osten (Geschäftszeichen der SBB: SCHN 743/71-1)
Weitere Informationen zum Projekt: https://staatsbibliothek-berlin.de/die-staatsbibliothek/projekte/project-id-1106-2021
Berlin
(1) Berliner Abendpost (ZDB-ID 3074040-X)
Die sich seit 1887 erfolgreich etablierende Berliner Abendpost wurde vorrangig in den Provinzen Mecklenburg, Pommern und Ostpreußen gelesen. In enger Kooperation mit der Berliner Zeitung inhaltlich befüllt, spiegelte sie die Berichterstattung der Hauptstadt auf dem Lande wider und konnte bei dem Lesepublikum in der Provinz und im übrigen Reich das Interesse für allgemeinpolitische Ereignisse wie für Berliner Angelegenheiten wecken. Geprägt ist das Blatt von einer klaren, dem Geist der Aufklärung und des Fortschritts verhafteten Sprache und einer toleranten Haltung gegenüber den verschiedenen Parteirichtungen.
(2) Das Deutsche Blatt (ZDB-ID 3074359-X)
Die 1886 gegründete überregionale Abendzeitung Das Deutsche Blatt erschien sechsmal wöchentlich mit zahlreichen an die allgemeine Öffentlichkeit gerichteten Beilagen (Technik, Humor, Reise, Mode, etc.). Im Jahr 1906 erwarb ein nationalliberal-konservatives Konsortium die Zeitung und führte das Unternehmen mit morgendlichem Erscheinen als Berliner Allgemeine Zeitung (Mikrofilme ungeeignet), bis 1911 mit dem Zusatz „Das Deutsche Blatt“, fort.
(3) Berliner Morgenpost (ZDB-ID 2719372-X)
Die Berliner Morgenpost, „ein neues Blatt der neuen Zeit”, erschien zuerst 1898 und begründete den gegen den Berliner Lokal-Anzeiger gerichteten Zeitungskrieg Ullstein-Scherl. Mit einer Auflage von 250.000 Exemplaren im Jahr 1900 wurde sie zu einer der meistgelesenen Tageszeitungen Deutschlands für alle Schichten der Bevölkerung. Die informative Berichterstattung über alle Lebens- und Wissensgebiete, zu deren Grundprinzipien Neutralität und politische Ausgewogenheit gehörten, trug zum großen Erfolg bei.
(4) Berliner Morgen-Zeitung (ZDB-ID 3074045-9)
Die von Rudolf Mosse 1889 gegründete Berliner Morgen-Zeitung fand wegen des niedrigen Abonnementpreises und des für breite Bevölkerungsschichten zugeschnittenen Lesestoffs vor allem in den Randgebieten Berlins sowie in der Provinz weite Verbreitung. Insofern kann sie, ähnlich wie die Berliner Abendpost, trotz vergleichsweise geringer politischer Bedeutung als wichtiges Bindeglied zwischen Hauptstadt und Provinz gelten.
(5) Berliner Neueste Nachrichten (ZDB-ID 3074048-4)
Die 1881 gegründete Zeitung Berliner Neueste Nachrichten, ein Unterstützungsorgan der Politik Bismarcks, ging 1919 in die politisch ähnlich eingestellte Die Post auf, die seit 1874 im Besitz freikonservativer Parlamentarier zunehmende Bedeutung erreichte.
(6) Berliner Tageblatt und Handelszeitung (ZDB-ID 2764651-8)
Das von Rudolf Mosse seit 1871 herausgegebene Berliner Tageblatt gilt als exemplarische liberal-bürgerliche Zeitung, deren Feuilleton und Beilagen in ihrer Zeit herausragend waren. Der zur Bearbeitung vorgeschlagene Zeitraum ergänzt die bereits digitalisierten Bestände 1878-1939, deren Volltext-Nachweis sowohl in ZEFYS als auch via TEL besonders stark nachgefragt sind.
(7) (8) Urwähler Zeitung (ZDB-ID 2909635-2) | Volks-Zeitung (ZDB-ID 2797453-4)
1849 als Urwähler Zeitung gegründet, wurde das zwischenzeitlich verbotene Blatt später zur Volkszeitung und dann zur Berliner Volkszeitung mit dem Untertitel Organ für Jedermann aus dem Volke. Als eine der ersten Tageszeitungen überhaupt brachte sie einen täglichen Leitartikel als Kommentar zu tagesaktuellen Themen und behauptete sich als links-liberales politisches Massenblatt erfolgreich im harten Konkurrenzkampf des Berliner Zeitungsmarkts.
(9) (10) Berlinische Nachrichten (ZDB-ID 2791309-0) | Spenersche Zeitung (ZDB-ID 3074354-0)
Carl Spener, der als Auslandskorrespondent für die Zeitung arbeitete, machte die Berlinischen Nachrichten als Spenersche Zeitung berühmt. In Berlin als „Onkel Spener“ bezeichnet – gegenüber der „Tante Voß“ –, deuten sowohl die volkstümliche Vereinnahmung als auch die hohe Auflagenzahl auf die Relevanz des Titels hin, der 1874 in der Berliner Nationalzeitung aufging.
(11) Deutsche Tageszeitung (ZDB-ID 3074397-7)
Die Deutsche Tageszeitung zählt zu den ausgesprochen rechts-gerichteten Blättern, die noch vor der Jahrhundertwende entstanden. Als offizielles Organ des Bundes der Landwirte vertrat sie die Interessen der Großgrundbesitzer und bekämpfte z.B. die Handelspolitik Leo von Caprivis, des zweiten deutschen Reichskanzlers, der durch die Herabsetzung der Getreidezölle den Übergang vom Agrar- zum Industriestaat vorbereiten wollte.
(12) Deutsche Zeitung (ZDB-ID 3074401-5)
Die Deutsche Zeitung, die von 1896 bis 1934 in Berlin erschien, gehört wie die Deutsche Tageszeitung zu den rechtskonservativen Blättern. Ihr Gründer war Friedrich Lange, der zuvor von 1891 bis 1895 die Tägliche Rundschau geleitet hatte. Im Gegensatz zur Politik der Deutsch-Konservativen engagierte sich das Blatt für einen extremen Nationalismus mit betont imperialistischen, antisemitischen und antidemokratischen Tendenzen.
(13) Nationalzeitung (ZDB-ID 2434049-2)
Die Berliner Nationalzeitung ist ein frühes Beispiel parteibezogener Presse, die die nationale Einheit unter preußischer Führung zu befördern suchte. 1848 in Folge der Märzrevolution gegründet, brachte sie 1849 als erste hauptstädtische Zeitung täglich zwei Ausgaben heraus und gehörte 1850 zu den auflagenstärksten Zeitungen Berlins. Das weitverzweigte Korrespondentennetz der Nationalzeitung wurde allgemein gerühmt, neben dem wichtigen Feuilleton wurde 1856 ein moderner Handelsteil eingeführt. In den 1860er Jahren in offener politischer Fehde mit der Berliner Volkszeitung, verschmolz die Nationalzeitung mit der „Spenerschen Zeitung” und schließlich mit dem „8-Uhr-Abendblatt”.
(14) Der Reichsbote (ZDB-ID 3074406-4)
Der 1873 als Deutsche Wochenzeitung für Christentum und Volkstum gegründete Reichsbote war eine christlich-nationale Tageszeitung betont evangelischer Prägung. In ihrer Verbreitung stützte sie sich auf kirchliche Kreise, höhere Beamte und Gutsbesitzer.
(15) Staatsbürger-Zeitung (ZDB-ID 3074408-8)
1865 etablierte der „Staatssozialist“ Friedrich Wilhelm Heldt die Staatsbürger-Zeitung. Franz Mehring, der zu den gelegentlichen Mitarbeitern gehörte, schrieb 1872 über das Blatt: „Möglichst querköpfig in sachlichen, möglichst anzüglich in persönlichen Fragen ist ihre Parole; ohne publizistisches Talent redigiert, weiß sie durch pfiffige Spekulationen auf die schlechten Neigungen des gemeinen Mannes sich weitreichenden Einfluss zu sichern.“
(16) Der Tag (Ausgabe A) (ZDB-ID 3074409-X)
Die moderne illustrierte Zeitung Der Tag war für eine intellektuelle Leserschaft gedacht und erschien seit 1900 in zwei Ausgaben (Ausgaben A und B). Die eine als überparteiliches Ausspracheforum, das verschiedenste politische Strömungen zu Wort kommen ließ, die andere vorrangig als Ausdruck bürgerlich-nationalistischer Politik. Zu Ausgabe B existieren keine umfassenden Mikrofilmbestände.
(17) Tägliche Rundschau (ZDB-ID 3074455-6)
Die seit 1881 erschienene Tägliche Rundschau hat eine wechselvolle Geschichte, die von bürgerlich-nationaler Ausrichtung zu streng deutsch-nationaler Positionierung reicht. Das zunächst als Zeitung für Nichtpolitiker bezeichnete Blatt setzte sich ab 1895 energisch für die deutsche Kolonialpolitik und den Ausbau der deutschen Flotte ein.
Ehemalige deutsche Ostprovinzen
(18) (19) Breslauer Zeitung (ZDB-ID 2782506-1) | Neue Breslauer Zeitung (ZDB-ID 2796035-3)
Die von Karl Sigismund Zäschmar 1828 gegründete Breslauer Zeitung, die als einer der ersten Zeitungen in Schlesien auf Schnelldruckpressen der Firma König & Bauer gedruckt wurde, war das in der Region zu dieser Zeit tonangebende Organ des Liberalismus und zeichnete sich durch ein umfangreiches und niveauvolles Feuilleton mit Theater- und Literaturkritiken aus.
(20) Königsberger Hartungsche Zeitung (ZDB-ID 2812988-X)
Die Königsberger Hartungsche Zeitung – in den Worten Thomas Manns „das große Kulturblatt der Ostmark“ – stellt die wichtigste Quelle zum kulturellen Leben in Königsberg dar. Um 1850 das deutlich auflagenstärkste Blatt der Regierungsbezirke Königsberg und Gumbinnen mit mehr auswärtigen als Königsberger Abonnenten, ist sie ein wichtiges Beispiel der Ausstrahlungskraft von Metropolenzeitungen in die Regionen.
(21) (22) Ostpreußische Zeitung (ZDB-ID 3074494-5) | Die konstitutionelle Monarchie (ZDB-ID 3074491-X)
Die 1849 von Konservativen in Königsberg gegründete Ostpreußische Zeitung, die zunächst unter dem Titel Die konstitutionelle Monarchie erschien, stand der Deutschnationalen Volkspartei nahe.